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Gernot Rohr
Personalia
Geburtstag 28. Juni 1953
Geburtsort MannheimDeutschland
Position Abwehr / Mittelfeld

Gernot Rohr (* 28. Juni 1953 in Mannheim) ist ein deutscher Fußballspieler und -trainer, der als Spieler von Girondins Bordeaux in den Jahren 1984, 1985 und 1987 dreimal die französische Meisterschaft in der Division 1 gewonnen hat. Er besitzt seit 1982 auch die französische Staatsbürgerschaft.

Spielerkarriere[]

In Deutschland, 1961-1977[]

11 Jahre entwickelte sich das Talent des jüngsten Sohnes des Pädagogen und Fußballtrainers Philipp Rohr in der Jugendabteilung des VfL Neckarau (Stadtteil von Mannheim), im dortigen Waldweg-Stadion. Dies gipfelte in acht Einsätzen in der DFB-Jugendauswahl in den Jahren 1970 und 1971. Im Mai 1971 vertrat er (u.a. neben Rudi Kargus, Manfred Kaltz und Ronald Worm) die Farben des DFB beim UEFA-Juniorenturnier in der Tschechoslowakei. Er spielte an der Seite von Rudi Kargus, Manfred Kaltz und Ronald Worm in der deutschen UEFA-Jugendauswahl. Als rechter Verteidiger stand er auch im Team von Nordbaden, das am 11. Mai 1972 in Weinheim den Amateur-Länderpokal gewann (2:1 gegen Niedersachsen). Das war ein weiterer Hinweis für die Talentspäher der Bundesliga. Der Manager des FC Bayern München, Robert Schwan, verpflichtete im Sommer 1972 den in der 1. Amateurliga Nordbaden unter der Trainingsleitung seines Vaters spielenden 19-jährigen Mannheimer. Da die Bayern von früh auf Rohrs Lieblingsclub gewesen waren, wechselte er mit Begeisterung in die Mannschaft von Trainer Udo Lattek mit den Spielergrößen Franz Beckenbauer, Sepp Maier, Gerd Müller, Uli Hoeneß und Paul Breitner. Die Anpassungsproblematik an die Qualität der Fußballbundesliga im Allgemeinen und an die des FC Bayern München im Besonderen war aber immens. Zudem war die körperliche Ausreifung bei dem Talent aus Neckarau noch nicht abgeschlossen; er hatte auch athletische Defizite aufzuholen. In der ersten Saison in München kam er zu drei Einsätzen in der Bundesliga. Am 30. September 1972 wurde er in der 28. Spielminute für Franz Roth zum ersten Mal eingewechselt. Dass er im zweiten Jahr seine Einsatzhäufigkeit nicht steigern konnte, lag auch an den Folgen einer Kreuzbandoperation vom Dezember 1973. Durch seinen jeweils dreimaligen Bundesligaeinsatz in den Jahren 1973 und 1974 gehört Gernot Rohr den Meisterteams dieser Runden an, wurde auch einmal im Europapokal der Landesmeister 1973/74 eingesetzt.

Zur Sammlung von Spielpraxis und zum Neuaufbau des Glaubens an die eigene Stärke, holte ihn sein Vater Philipp – inzwischen Trainer des SV Waldhof in der 2. Bundesliga Gruppe Süd – 1974 nach Mannheim zurück. Waldhof belegte den 8. Tabellenplatz und Gernot Rohr absolvierte 21 Spiele mit einem Torerfolg. Der Umweg über die 2. Bundesliga zahlte sich aus, der Trainer von Kickers Offenbach, Otto Rehhagel, holte den viermaligen Amateurnationalspieler im Sommer 1975 auf den Bieberer Berg. Rohr erlebte an der Seite von Siegfried Held die Entlassung von Trainer Rehhagel im Dezember 1975 und den Bundesliga-Abstieg am Rundenende 1975/76. Er hatte 24 Spiele für die Offenbacher bestritten. In seinem zweiten Jahr bei den Kickers in der Serie 1976/77 war er in allen 38 Spielen in der 2. Bundesliga für den OFC im Einsatz. Hinter dem Meister VfB Stuttgart und TSV 1860 München belegten die Hessen den 3. Tabellenplatz. Auch in dieser Runde erlebte er in Offenbach einen Trainer-Wechsel: Zlatko Cajkovski wurde im November 1976 von Udo Klug abgelöst.

Im Sommer 1977 verabschiedete sich der 24-jährige Gernot Rohr, der während seiner aktiven Zeit ein Germanistikstudium mit dem Magister abschloss und auch Romanistik studiert hatte, aus Fußball-Deutschland und wechselte nach Frankreich zu Girondins FC de Bordeaux. Er wandelte damit auf den Spuren seines Großonkels Oskar Rohr, der in den 1930er Jahren bei Racing Strasbourg erfolgreich als Torschütze gewirkt hatte.

In Frankreich, 1977-1989[]

Bei Girondins de Bordeaux wurde Rohr auf Anhieb Stammspieler und hat von 1977 bis 1987 in jeder Saison über 30 Ligaspiele bestritten. An der Seite der französischen Nationalspieler Alain Giresse (bis 1986), Bernard Lacombe (bis 1987), Marius Trésor (1980-84), Jean Tigana (1981-89) und Patrick Battiston (1983-87) entfaltete der Mannheimer seine Qualitäten endlich dauerhaft und wurde zu einer gleichberechtigten Größe in diesem Ensemble von Spitzenkönnern. 1984, 1985 und 1987 konnte Gernot Rohr drei Meistertitel sowie 1986 und 1987 (allerdings im zweiten Endspiel nicht eingesetzt) auch zwei Pokalerfolge feiern; 1987 kam der Doublé dazu – eine bemerkenswerte Erfolgsserie, zumal sie im Lande des Europameisters von 1984 errungen wurde. Vater dieser Erfolgsstory der Girondins war ihr Trainer Aimé Jacquet. Gernot Rohr wurde in dieser Zeit zweimal zum besten Abwehrspieler der Division 1 gewählt. Zeitweise war er nicht der einzige Deutsche an der Garonne: Auch die Ex-Nationalspieler Dieter Müller (1982-85) und Uwe Reinders (1985-87) standen in seiner Mannschaft, von 1982 bis 1984 zudem der allerdings nur gelegentlich eingesetzte Caspar Memering.

Auf der europäischen Bühne drang Bordeaux in den Meisterpokalrunden 1985 und 1987 jeweils in das Halbfinale vor; Gernot Rohr hat es auch auf dieser Ebene auf 33 Einsätze gebracht und beim 4:0 gegen Hajduk Split Ende 1982 sogar ein Tor erzielt. Zu seinen denkwürdigsten Spielen gehörte das Halbfinalspiel vom April 1987, als die Blau-Weißen aus Bordeaux nach einem 0:1 im heimischen Stade du Parc Lescure gegen Lok Leipzig (die Ostdeutschen mit einem René Müller in Weltklasseform) das Rückspiel im Zentralstadion ihrerseits 1:0 gewannen, sich im anschließenden Elfmeterschießen beim Stande von 5:6 aber den einzigen, fatalen Fehlschuss leisteten.

Zur Aufnahme in die deutsche Fußballnationalmannschaft reichten all die Erfolge für Gernot Rohr (seit 1982 mit doppelter Staatsbürgerschaft) jedoch nicht. Daran änderte auch die Pleite der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft 1984 in Frankreich nichts. Beim EM-Turnier verteidigte auf der rechten Seite der rustikale Stuttgarter Bernd Förster. Danach setzte der neue Teamchef Franz Beckenbauer auf das Talent Thomas Berthold.

Am 8. Juli 1988 bestritt Gernot Rohr sein offizielles Abschiedsspiel – ein weiteres Zeichen der Wertschätzung, die man ihm in Frankreich entgegenbrachte – gegen den FC Bayern München im Parc Lescure, half aber in der anschließenden Runde 1988/89 nochmals in 13 Spielen aus. Von 1977 bis 1989 kam er auf 352 Einsätze und 13 Tore in der Division 1 für Girondins Bordeaux. Gernot Rohr gelang es als Routinier, die Früchte seines Talentes in Titel umzumünzen, was ihn zu einem der erfolgreichsten deutschen Fußballspieler im Ausland macht.

Trainerkarriere[]

Girondins Bordeaux, 1989–2002[]

Im Anschluss an seine Spielerkarriere übernahm Gernot Rohr die Funktion des Jugendkoordinators und Sportdirektors bei seinen Girondins. Mehrmals wurde die Leitung der Nachwuchsarbeit durch die Übernahme der Chef-Trainerstelle unterbrochen. Nach dem Zwangsabstieg 1991 gelang ihm 1991/92 in der Division 2 der sofortige Wiederaufstieg. Am 4. Februar 1996 übernahm Gernot Rohr wiederum die Aufgabe, den Club vor dem Abstieg zu bewahren. Über den Erfolg im UI-Cup führte er Girondins Bordeaux in den UEFA-Cup. Unter anderem durch den überraschenden Viertelfinalerfolg gegen den AC Mailand gelang dem Club schließlich der Einzug in die Endspiele gegen Bayern München. Herausragende Spieler in seinem Team waren Bixente Lizarazu, Christophe Dugarry und Zinédine Zidane. Gernot Rohr fiel mehr durch Pädagogik als durch Despotismus auf. Er lenkte die sportlichen Geschicke der Nachwuchsarbeit in Bordeaux bis 1998. Den Ausgangspunkt hierfür bildete das „Château Bel Air“, ein 1746 errichtetes Schloss mit weitläufigem Trainingsgelände in Le Haillan, 10 km außerhalb der Stadt gelegen. Ab 1. Oktober 1998 übte Gernot Rohr die Tätigkeit eines technischen Direktors bei Eintracht Frankfurt aus, die er jedoch wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Klubpräsidium am 20. April 1999 beendete. Es schloss sich eine Trainertätigkeit bei US Créteil an, wohin ihn sein Ex-Präsident bei Bordeaux, Alain Afflelou, holte. Von 2000 bis 2002 war Gernot Rohr nochmals Leiter der Jugendschule in Bordeaux.

OGC Nizza, 2002-2005[]

Es folgten drei Runden bei OGC Nizza. Gernot Rohr kam 2002 in einer denkbar schwierigen Lage an die Côte d’Azur, denn der Erstliga-Aufsteiger sollte wegen finanzieller Überschuldung zunächst in die 3. Liga strafversetzt werden. Gemeinsam mit anderen beschaffte ihr neuer Sportdirektor zunächst frisches Geld und neue Spieler, übernahm dann zusätzlich den Trainer-Posten und führte seine Mannschaft vorübergehend (am 21. Spieltag) sogar an die Spitze der französischen Liga. Die Runde 2002/03 beendeten die Blau-Schwarzen aus dem Stade du Ray mit 55 Punkten auf dem 10. Platz. 2003/04 folgte Rang 11. Am 25. April 2005 wurde er von Präsident Maurice Cohen nach der 1:3-Niederlage bei PSG am 34. Spieltag der Saison beurlaubt: Nizza stand vier Runden vor Schluss mit 38 Punkten auf Tabellenrang 17, dem letzten Nichtabstiegsplatz. Trotz des Vetos des Spielerrates, ungeachtet zahlreicher Proteste von OGC-Anhängern sowie in Missachtung von Rohrs Engagement für den Verein sprach Cohen die Entlassung aus.

In Österreich und der Schweiz[]

Am 22. Juli 2005 übernahm Gernot Rohr das Amt des Chef-Nachwuchskoordinators bei Red Bull Salzburg. Zusätzlich leitete er von Oktober 2005 bis September 2006 das Training bei den Young Boys Bern. Er führte die Mannschaft 2006 auf den dritten Platz und damit in den UEFA-Pokal. Im Herbst 2006 wurde er nach einer Serie von schlechten Spielen zum Rücktritt gedrängt.

Rückkehr nach Frankreich[]

Ab Juni 2007 arbeitete Gernot Rohr als Trainer beim französischen Zweitligisten AC Ajaccio. Obwohl er mit den Korsen gut in die Saison gestartet war – sein letztes Spiel auf der Bank des ACA endete mit einem 4:0-Sieg über OC Vannes –, löste der Verein seinen Zwei-Jahres-Vertrag zu Anfang September 2008 vorzeitig auf.[1] Nach einem Intermezzo beim tunesischen Erstligisten Étoile Sportive du Sahel (bis Mai 2009)[2] übernahm Rohr zur Saison 2009/10 das Training bei Ligue-1-Absteiger FC Nantes, wo er allerdings bereits nach fünf Monaten seinen bis Sommer 2011 laufenden Vertrag auflöste.[3] Seit Februar 2010 arbeitet er als Nationaltrainer von Gabun; er folgte in dieser Funktion seinem langjährigen Mitspieler Alain Giresse nach.[4]

Erfolge als Spieler[]

  • 1 Länderpokal-Gewinn 1972 mit der Auswahlmannschaft des Landesverbandes Nordbaden
  • 2 Meisterschaften in Deutschland mit Bayern München (1973, 1974)
  • 1 Europacupgewinn mit Bayern München 1974 (Einsatz am 19. September 1973)
  • 3 Meisterschaften in Frankreich mit Bordeaux in den Jahren 1984, 1985, 1987
  • 2 Pokalgewinne in Frankreich mit Bordeaux in den Jahren 1986 und 1987
  • achtfacher Jugend- und fünffacher Amateur-Nationalspieler für Deutschland

Erfolge als Trainer[]

  • Meisterschaft in der Saison 1991/92 in der Division 2 mit Bordeaux
  • Finaleinzug 1996 im UEFA-Cup mit Bordeaux

Das Leben außerhalb der Fußballstadien[]

Anders als sein ebenfalls viele Jahre in Frankreich spielender und lebender Großonkel Oskar hat Gernot Rohr das Land westlich des Rheins dauerhaft zu seiner neuen Heimat erkoren: er besitzt seit 1982 die französische Staatsbürgerschaft und hat seinen Hauptwohnsitz in Lège-Cap-Ferret an der Bucht von Arcachon, wo er seit einem Vierteljahrhundert ein Hotel besitzt. Auch seine beiden, inzwischen volljährigen Söhne leben in Bordeaux. Bei den Regionalwahlen für Aquitaine im Jahr 2004 kandidierte er, wenn auch erfolglos, auf der Liste der UDF von François Bayrou. Er gehörte auch zu den Mitorganisatoren des Benefizspiels für den 1998 von deutschen Hooligans ins Koma geprügelten Daniel Nivel. Rohr, der sich in der französischen Öffentlichkeit durch sein zurückhaltendes Naturell und seine fachlichen Fähigkeiten großes Ansehen erworben hat, gilt aufgrund seines vergleichsweise geringen beruflichen Erfolgs in Deutschland häufig als „Prophet, der im eigenen Geburtsland wenig gilt“.[5]

Literatur[]

  • 11 Freunde, „Die Welt ist rund.“ Februar 2008, S. 88-91
  • 25 Jahre 2. Liga, AGON, 2000, ISBN 389784-145-2
  • Deutschlands Fußball, Das Lexikon, Sportverlag Berlin, 2000, ISBN 3-328-00857-8
  • Enzyklopädie des deutschen Fußballs, AGON, 1998, ISBN 3-89784132-0
  • Enzyklopädie der europäischen Fußballvereine, AGON, 2000, ISBN 3-89784-163-0
  • KICKER, Zeitschrift Nr. 36 vom 29. April 1996, Seite 14/15
  • KICKER, Zeitschrift Nr. 35 vom 28. April 2005, Seite 32

Anmerkungen[]

  1. France Football vom 2. September 2008, S. 33
  2. Rohr im Mai 2009 entlassen
  3. Rohr gibt auf (Artikel aus France Football)
  4. Artikel von Afrikfoot
  5. Interview mit Gernot Rohr in 11 Freunde vom Februar 2008, S. 91

Weblinks[]


Kopie vom 16.02.2011, Quelle: Wikipedia, Artikel, Autoren in der Wikipedia
Lokale Autorenseite, Lizenz: GFDL, CC-by-sa 3.0
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